Frühstück mit Abstand

29. Okt 2020

Interview mit Heike Schultz von brotZeit über aktuelle Herausforderungen und Lösungen in der Coronakrise.


Die pandemiebedingten drastischen Maßnahmen brachten alle von DEUTSCHLAND RUNDET AUF geförderten Projekte auf kreative und ungewöhnliche Lösungen, um auch weiterhin betroffenen Familien und ihren Kindern, trotz Einschränkungen, zu helfen. Eines der Projekte, die plötzlich nicht mehr helfen konnten, ist „brotZeit“.

„brotZeit“ engagiert sich seit Jahren, um unterversorgten Kindern ein tägliches Frühstück in den Schulen zu ermöglichen. Mit den Schulschließungen war diese Hilfe für die betroffenen Kindern nicht mehr möglich. Die Zeit wurde genutzt, um Lösungen zu finden, die gleichzeitig alle Kinder und die ehrenamtlichen HelferInnen zu schützen. Mit Wiederöffnung der Schulen stand ein neues Konzept und verschiedene Hygienepläne. Jetzt werden die AHA- Regeln (Abstand, Hygiene, Alltagsmaske)  aktiv umgesetzt, um den Kindern, auch während der Coronazeit, zu helfen.

Heike Schultz ist seit 2011 für „brotZeit“ tätig und derzeit für die Steuerung aller Förderprojekte verantwortlich.


Was sagen Kinder und Eltern, dass es wieder ein Frühstück an ihrer Schule gibt?

Die Kinder freuen sich sehr, und die Eltern sind erleichtert. Für sie bedeutet die Versorgung ihrer Kinder auch ein Stück Normalität und Verlässlichkeit in einem von Corona-Regeln und Distanz geprägten Alltag.

Schulen sind derzeit im ständigen „Corona-Stress“. Welche Probleme treten denn beim Re-Start auf?

Ich spreche ungern von Problemen, sondern lieber von Herausforderungen. Die bauliche Infrastruktur, die erforderlichen Wegeregelungen zur Einhaltung des  Abstandsgebots, Kohortenbildung ja oder nein, das sind die größten Herausforderungen. All dies berücksichtigen unsere  Projektleiterinnen in den Gesprächen, um das passende Konzept – Frühstückstüten, Tellerportionen oder Ausgabebuffet – zu planen.

Kann brotZeit genügend FrühstückshelferInnen für die Förderangebote vorhalten?

Die Umfrage aus dem Frühjahr ermutigte uns sehr, an unserem Grundsatz festzuhalten, aktive Senioren als Frühstückshelfer einzubinden. Viele freuten sich, jetzt wieder in ihre Schulen zurückkehren zu können. In der Nachbesetzung machen wir positive Erfahrungen, interessierte ältere Mitbürger für ein Engagement zu gewinnen. Die Schutzkonzepte der Schulen erleichtern den potenziell „neuen Helfern“ den Einstieg.

Frühstückshelfer über 65 gelten als Risikopersonen. Gibt es welche, die unter den derzeitigen Belastungen ihre ehrenamtliche Tätigkeit aufgeben?

Ja, natürlich, wofür wir vollstes Verständnis haben. Gerade langjährig engagierten Helfern fällt es sehr schwer, ihr geliebtes Ehrenamt aufzugeben. Im Vergleich zu den Vorjahren zeigt sich aber keine signifikante Veränderung bei der  Anzahl der freiwillig Ausgeschiedenen.

Was unternimmt der Verein zum Schutz der Ehrenamtlichen?

Wir stellen den Schulen eine „Corana- Belehrung“ für die Frühstücks-Teams zur Verfügung, die an jeder Schule vor Start des Angebotes durchgeführt wird. Damit fühlen sich alle Beteiligten bestens vorbereitet. Die Ausstattung mit Schürzen, Masken, Einweghandschuhen, Desinfektionsmitteln und die Einhaltung der Abstandsregeln sind für alle eine Selbstverständlichkeit.

Hilft das „Corona-Phasen-Konzept“ bei der praktischen Umsetzung des Frühstücks? Und welche Art von Frühstück wird im Moment an den Schulen angeboten?

Mit großer Spannung hat die Nation den Re-Start in die Regelbeschulung nach den großen Ferien erwartet. Die Schulen haben sich mit viel Engagement nach einer langen Phase von Unterbrechung und Homeschooling darauf vorbereitet: Konzepte und Hygienepläne wurden erstellt, wie ein möglichst effizienter Unterricht wieder möglich gemacht werden kann und gleichzeitig die hohen Hygieneanforderungen zum Schutz von Schülern und Lehrkräften erfüllt werden können.

Auch bei „brotZeit“ haben wir uns frühzeitig Gedanken gemacht, wie wir unter den Rahmenbedingungen der Corona-Situation ein Schulfrühstück anbieten können. Es war uns dabei wichtig, sowohl die Sicherheit der Kinder, als auch insbesondere die der Frühstückshelfer im Auge zu behalten. Schon zu einem Zeitpunkt, als der allgemeine Wissensstand zu dieser Pandemie noch recht dünn war, haben wir unser „Corona-Phasen-Konzept“ entwickelt. Für vier denkbare Szenarien – von einem absoluten Kontaktverbot zwischen Schülern und Frühstückshelfern bis zur Möglichkeit eines „fast normalen“ Buffets – haben wir eine Frühstücksversorgung. Von „brotZeit-Tüten“ über Platten mit belegten Broten und Schalen mit Äpfeln und Gurken zum Verzehr im Klassenzimmer bis zum Frühstück am fast klassischen „brot-Zeit-Buffet“ findet in den Schulen die Versorgung statt. Bei den Buffetvarianten werden häufig definierte Zeitfenster berücksichtigt, um die Vermischung der Klassenstufen zu vermeiden.

Ihr Ausblick: Wie wird das „brotZeit“-Angebot zum Ende des Schuljahres 2020/2021 aussehen?

Alle Projektschulen sind weiterhin in Betrieb und planen das kommende Schuljahr mit unserem bewährten betreuten Frühstücksbuffet-Konzept. Schulen in unseren fünf neuen Förderregionen sind dazugekommen!

Danke für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!

 

Das Interview mit Heike Schulz stammt aus der Ausgabe (08/2020) von brotZeit- aktuell. Wir veröffentlichen hier mit freundlicher Genehmigung von brotZeit einen Auszug des Interviews. https://www.brotzeitfuerkinder.com/brotzeit-aktuell/

 

 


 

 

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